Als ich so 12 Jahre alt war, besuchte ich in den Osterferien immer Ballett Osterkurse. So hatte ich also auch in den Ferien Ballettunterricht. Die gingen immer so eine Woche und man hatte die Möglichkeit, andere Lehrer zu haben.
Eine davon fand, dass ich doch nach England auf ein Ballettinternat gehen könnte, wo ich jeden Tag Ballett machen und gleichzeitig in die Schule gehen konnte. Ich weiß heute auch nicht genau was ich mir dabei gedacht habe oder was für Vorstellungen ich hatte, aber ich fand die Idee toll.
Und so ging ich dann Anfang der 8. Klasse doch tatsächlich nach England auf ein Ballettinternat. Aber meine Vorstellungen passten leider so gar nicht zu dem was ich dort erlebte. Es lag mit Sicherheit auch an meiner eigenen Unsicherheit und Schüchternheit, aber ich fühlte mich von den englischen Mädels permanent verkohlt. Ich wusste nicht worüber sie lachten und bezog natürlich alles auf mich.
Ich hatte auch Probleme, mich mit den teils völlig stupiden Regeln abzufinden. Wiegen! Wieso zum Henker sollte man sich ständig wiegen?
Ich fühlte mich nicht wohl und das einzige was mir Spass machte war - nein nicht Ballett! - Essen! Gerade in der Pubertät nahm ich also ziemlich zu und schließlich wollte ich nichts mehr ausser möglichst schnell nach Hause zu kommen! Aber ich musste noch das Halbjahr beenden und dann durfte ich endlich nach Hause.
Ich schlug also in meiner alten Schulklasse wieder auf und begann das zweite Halbjahr als wäre ich nie weg gewesen. Auf Ballett hatte ich überhaupt keine Lust mehr und es dauerte ein ganzes Jahr, bis ich wieder in eine Ballettschule ging.
Hut ab vor den Schülern, die es schaffen ohne Familie sich einer Ballettausbildung zu unterziehen. Für mich war das nichts.